Frage:
SI Deutschland kooperiert mit der Welthungerhilfe. Das ist ein großer Erfolg! Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit?
Antwort:
Ja, das ist eine tolle Geschichte und wir sind wirklich froh über die Kooperation mit dieser sehr angesehenen Organisation. Dankbar bin ich ganz besonders Kathy Kaaf, Past-Präsidentin von SI Europa. Sie hat den Kontakt hergestellt und zwar während des Europakongresses in Berlin. Dort war die Welthungerhilfe vertreten.
SI Deutschland ist mit über 200 Clubs das mitgliederstärkste Land von Soroptimist International Europa und damit groß und finanzkräftig genug für ein eigenes Projekt. Was uns fehlt, das ist die Womanpower in den Krisengebieten. Deshalb brauchen wir Partner, die bereits vor Ort in den problematischen Regionen arbeiten, in denen wir uns engagieren wollen. Mit der Welthungerhilfe kommen wir genau dorthin, wo wir hinwollen. In diesem Fall zu den Kindern der Flüchtlinge an der syrisch-türkischen Grenze.
Frage:
Es gibt viel Not auf der Welt, warum engagiert sich SI für Flüchtlinge?
Antwort:
Weil da die Not gerade am größten ist. Im Augenblick sind 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Soviel waren seit Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr heimatlos und vertrieben. Das ist furchtbar und bewegt uns alle. Viele Soroptimistinnen engagieren sich in ihren Clubs und auch privat in der Flüchtlingshilfe. Aber wir können ja nicht jeden nach Deutschland holen, sondern müssen auch etwas für die tun, die in Flüchtlingslagern ausharren müssen und auf die Zukunft hoffen.
Frage:
SI engagiert sich speziell für syrische Flüchtlingskinder. Warum diese Zielgruppe?
Antwort:
Kinder und Frauen sind in Kriegen und auf der Flucht besonders gefährdet. Hier kommt aber noch ein anderes Problem hinzu, das sich erst in einigen Jahren bemerkbar machen wird. Seit drei Jahren herrscht in Syrien Bürgerkrieg, seit drei Jahren gibt es in Syrien keinen geregelten Unterricht mehr. Das gilt besonders für die Kinder in den Flüchtlingslagern. Das heißt, wir laufen Gefahr, dass uns im Augenblick eine ganze Generation verloren geht. Das kann sich die Weltgemeinschaft nicht leisten. Bildung ist das A und O eines selbstbestimmten Lebens und ein zentrales Anliegen von Soroptimist International. Zahlreiche SI-Projekte weltweit sind dem Thema Bildung gewidmet. In Deutschland haben wir beispielsweise ein sehr erfolgreiches Mentoring-Programm, das inzwischen sogar europaweit Schule macht. Aber das ist natürlich ein wunderbarer Luxus, verglichen mit dem, was wir an der türkisch-syrischen Grenze machen.
Frage:
Wie genau läuft das Projekt konkret?
Antwort:
Der türkische Staat stellt die Gebäude zur Verfügung.Die Welthungerhilfe stattet sie mit Mobiliar aus, engagiert Lehrkräfte und organisiert den Schulalltag mit Möbeln, Leernmitteln, Lunchpaketen und dem Transport der Schüler. SI Deutschland will tatkräftig finanzielle Unterstützung leisten.
Frage:
In der Kostenaufstellung findet sich auch die Position Schulbusse. Wozu dies?
Antwort:
Weil die Schulen nicht in den Flüchtlingscamps liegen, sondern außerhalb. Das haben wir auch ganz bewusst so organisiert, damit die Kinder mit dem Schulbus aus dem Lager herauskommen und sich eine Art Normalität im Schulalltag entwickelt. Wie früher zu Hause, wie überall auf der Welt. Kinder gehen morgens aus dem Haus und in die Schule, zum Lernen. Dem Flüchtlingsalltag und dem Camp für ein paar Stunden entfliehen zu können, das ist für die Kinder sehr wichtig, wie Psychologen immer wieder betonen. Das ist ein sehr gut durchdachtes Konzept.
Frage:
Wie viele Kinder werden genau unterstützt?
Antwort:
Die Schule ist zunächst für 300 Schülerinnen und Schüler konzipiert. Wenn das Projekt gut läuft, kann es verlängert und erweitert werden.
Frage:
In der Kalkulation ist auch von 150 Lunchpaketen die Rede, die ebenfalls über SI-Spenden finanziert werden. Wieso nur 150 von 300 Kindern?
Antwort:
Auch das hat gute Gründe. Im Flüchtlingslager gibt es unterschiedlich arme Flüchtlinge. Familien, die mehr oder weniger haben. Die, die über etwas Geld verfügen, kaufen ihren Kindern das Lunchpaket, die anderen bekommen es von SI Deutschland finanziert. Übrigens kostet so ein Lunchpaket nur ein Euro am Tag. Das zeigt wieder einmal, wie hervorragend die Welthungerhilfe ihr Metier beherrscht. Sie kämpft von je her gegen den weltweiten Hunger und für nachhaltige Ernährungssicherheit- und wir als SI Deutschland profitieren jetzt davon.
Frage:
Im Budget sind auch die Gehälter für zehn Lehrkräfte.
Antwort:
Ja, die Welthungerhilfe engagiert zehn arabischsprachige Lehrkräfte. Die Kinder werden nach den syrischen Schulplänen unterrichtet. Schließlich besteht ja immer die Hoffnung auf Rückkehr und Normalität. Priorität hat, dort anzuknüpfen, wo gute Konzepte abgerissen sind. Und das Schulsystem in Syrien war ja nicht schlecht.
Frage:
Wie läuft die Spendensammlung?
Antwort:
In einem Wort : Hervorragend! Wir sind glücklich, wie viele Clubs und Einzelspendersich bereits jetzt engagieren. Wir haben innerhalb von vier Wochen, nur durch internes Weitersagen innerhalb von SI bereits über 24000Euro (Stand Mitte Januar 2015) zusammen bekommen. Das ist über ein Drittel der Summe, die wir für den Anfang brauchen. Ich hoffe sehr, es geht so gut weiter.
Frage:
Geht das Projekt zu Lasten anderer Projekte?
Antwort:
Das kann ich mir nicht vorstellen. Die über 6300 deutschen Clubschwestern sind sehr engagiert und investieren jedes Jahr rund 1,5 Millionen Euro in Projekte im In-und Ausland. Das ist eine enorme Summe. Dagegen sind die jetzt angesetzten 61.500 Euro ein vergleichsweise überschaubarer Betrag. Deshalb bin ich auch zuversichtlich, dass wir Geld zusammenbekommen und es ein richtig gutes Projekt wird.
Das Projekt ist auch ganz auf SI Deutschland zugeschnitten. Alle unsere Werte sind darin enthalten: Bildung, Frieden, Menschenrechte, Chancen für Mädchen und Frauen! Das ist der Kit von SI! Dafür stehen wir. Dafür setzen wir uns ein! Weltweit.
Frage:
Wenn das so ist, warum so bescheiden? Warum nur ein halbes Jahr?
Antwort:
Es ist ein Anfang. Bekommen wir mehr Geld zusammen, können wir das Projekt ausweiten und verlängern. Der mittelfristige Ansatz von zunächst einem halben Jahr ist aber sehr vernünftig, denn wie es weitergeht, das hängt natürlich auch von den politischen Entwicklungen ab. Wer weiß heute schon, was in sechs Monaten ist?
Frage:
Nehmen wir an, das Geld kommt doch nicht zusammen. Was passiert dann mit Schülerinnen und Schülern?
Antwort:
Nach dem tollen Start denke ich müssen wir uns darüber keine ernsthaften Sorgen machen. Die Clubs sind sehr engagiert, und wir haben ja immer schon neben den vielen Clubprojekten auch SI-Deutschland Projekte gehabt. Wir sind ja auch eine Solidargemeinschaft. Und selbst im schlimmsten Fall" hat mir die Welthungerhilfe versprochen, alles zu tun, um das Projekt zu erhalten.Es wird also nicht einfach wieder eingestellt. Aber wie ich die Soroptimistinnen und ihr großes Herz kenne, bin ich zuversichtlich, dass wir das schaffen und viele Mädchen und Jungen davon profitieren.
Letzte Frage:
Warum kooperiert SID mit der Welthungerhilfe?
Antwort:
Bei solchen Projekten brauchen wir wirklich zuverlässige Partner. Die Welthungerhilfe ist so ein Partner. Sie wurde 1962 vom damaligen Bundespräsidenten Lübke gegründet und kann auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken.Ich denke, man kann nur wenigen Organisationen so vertrauen, wie der deutschen WHH. Das lässt sich im Übrigen auch nachlesen: Nach Spiegel Online (28.11.2014) belegt die Welthungerhilfe wegen ihrer großen Transparenz den ersten Platz in der Rangliste von 50 verglichenen Spendenorganisatoren:
<link http: www.spiegel.de wirtschaft service transparenz-test-ranking-der-50-top-spendenorganisationen-a-1005164htm>
Und hier äußert sich die Welthungerhilfe selbst zum Thema Transparenz:
<link http: www.welthungerhilfe.de transparenz.html>
www.welthungerhilfe.de/transparenz.html