Rund 5.000 Flüchtlinge leben derzeit in unserem Landkreis. Davon sind 3.100 innerhalb der letzten beiden Jahre eingereist.
Wie werden diese Menschen betreut? Wie hat man kurzfristig deren Unterbringung organisiert, Sprachkurse ermöglicht, wie werden Kinder und Jugendliche in den Schulalltag eingegliedert und was passiert mit den ca. 170 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Waldeck Frankenberg?
All diese Fragen stellten sich die Bad Wildunger Soroptimistinnen und luden zu einer Diskussionsrunde ins Maritim Hotel ein.
Clubpräsidentin Monika Simshäuser eröffnete den Abend und begrüßte rund 60 Gäste, darunter Landrat Dr. Reiner Kubat, Ute Claßen, Johanna Rau von der Flüchtlingshilfe Bad Wildungen und Petra Wollbold-Meyer vom „Netzwerk für Integration“ aus Frankenberg.
Die Moderatorin Bettina Schrauf führte durch die Vortrags- und Diskussionsrunde.
Eindrucksvoll berichtete der Landrat von der Situation im Kreishaus an jenem 30. September 2015 als innerhalb von 30 Stunden Notunterkünfte für 1.000 Menschen gestellt werden mussten: „Wenn die ehrenamtlichen Organisationen da nicht zur Stelle gewesen wären, hätten wir ein Desaster erlebt“, bekannte Kubat.
Und dass die Ehrenämtlerinnen genau zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle waren und immer noch sind, daran ließen Ute Claßen, Johanna Rau und Petra Wollbold Meyer keinen Zweifel.
Ohne Strukturen, aber mit dem Willen die Neuankömmlinge zu unterstützen, nahm die Flüchtlingshilfe in Bad Wildungen im Jahr 2013 ihre Arbeit auf. Ute Claßen und Johanna Rau schilderten wie das Engagement immer professioneller wurde und inzwischen in dem Verein VIA mündete.
Die Frankenbergerin Petra Wollbold-Meyer beeindruckte das Publikum mit ihrem Bericht über die Vereinigung „Netzwerk für Integration“. Das Netzwerk unterstützt Flüchtlinge durch Begleitung bei Behörden- und Arztgängen, bei der Freizeitgestaltung, der Beschaffung notwendiger Grundausstattung und hilft beim Erlernen der deutschen Sprache.
Besonders unter die Haut gingen die Schilderungen des Flüchtlings Maen Al Sayasneh aus Syrien. Seit einem Jahr und 2 Monaten lebt der 21-jährige zusammen mit seinem 16-jährigen Bruder in Frankenberg. In fließendem Deutsch erzählte er u.a. von seinem Start in der neuen Wahlheimat, den Schwierigkeiten im Ausbildungs- und Studiensystem Fuß zu fassen und von seinem Plan Zahnmedizin zu studieren. Er werde fleißig und zielstrebig für seine Ausbildung arbeiten beteuerte er. „Das bin ich den Menschen schuldig, die uns so sehr unterstützen“, betonte Maen mit Blick auf seine Flüchtlingspatin Petra Wollbold -Meyer.
Ein interessanter Abend, der auch Probleme wie unzumutbar lange Wartezeiten im Asylverfahren, Unterforderung von jungen Flüchtlingen mit gymnasialer Vorbildung in sog. Intea-Klassen und die Tatsache, dass gut ausgebildete Flüchtlinge für ihren weiteren Lebensweg die Großstadt bevorzugen, aufzeigte.
Insgesamt stimmte die Veranstaltung der Soroptimistinnen jedoch zuversichtlich. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg scheint der Herausforderung Integration gewachsen zu sein. Der unermüdliche Einsatz, die Ausdauer und nicht zuletzt die spürbare Herzenswärme der ehrenamtlichen Unterstützer haben unseren Landkreis in der Flüchtlingskrise ein gutes Stück vorangebracht.